Die letzten sieben Hingerichteten

zusammengestellt von Manfred Deiler.

Oswald Pohl, 58

(Pohl-Prozess)

Ab 1942 als Chef des Wirtschafts- und Verwaltungs-hauptamtes (WVHA) verantwortlich für die Verwaltung der Konzentrationslager und die „ökonomische“ Seite der „Endlösung“, dazu gehörte die möglichst effektive Ausbeutung der Arbeitskraft und die „Verwertung“ der Habseligkeiten der Vergasten: Goldzähne, Bekleidung, Brillen, Haare, Ringe und andere Wertgegenstände.
Pohl leitete persönlich die Zerstörung des Warschauer Ghettos und Beseitigung von mehr als 56.000 Juden, wählte selbst Gefangene für ärztliche Experimente aus.

Paul Blobel, 56

(Einsatzgruppen-Prozess)

Als SS-Standartenführer und Führer des Sonderkommandos 4 a. In 16 verschiedenen Berichten über Massenmorde erwähnt. Für schuldig befunden, die Tötung von 60.000 Menschen befohlen zu haben, darunter den berüchtigten Massenmord bei Kiew im September 1941 bei dem in nur zwei Tagen über 33.000 Juden ermordet wurden. Im Juni 1942 sollte Blobel die Spuren dieser Exekutionen beseitigen und befahl die Einäscherung eines Massengrabes, das zwei Tage lang brannte. Der Versuch, die Leichen durch Sprengung zu beseitigen, misslang.

Erich Naumann, 46

(Einsatzgruppen-Prozess)

Naumann wurde im November 194l als Chef der Einsatzgruppe B mit dem Rang eines SS-Oberführers nach Rußland geschickt. Bis März 1943 brachte diese Gruppe Tausende unschuldige Menschen, in erster Linie Juden und Zigeuner um. Ein im Prozess vorgelegter Bericht belegt, dass Kommandos der Einsatzgruppe Naumann vom 6. bis 30. März 1942 3.539 Menschen umbrachten. Von den Ermordeten waren 3.306 Juden, der Rest wurde als Kommunisten, Partisanen, Zigeuner und Verbrecher bezeichnet.

Dr. Werner Braune, 42

(Einsatzgruppen-Prozess)

Braune wurde 1940 Chef der Gestapo in Wesermünde und im Oktober 1941 Kommandeur des Einsatz-kommandos 11 b im Rang eines SS-Standartenführers. Er führte unter anderem den Massenmord von Simferopol durch, bei dem zwischen Anfang Dezember und Weihnachten 1941 Tausende von Juden und Zigeunern umgebracht wurden – Männer, Frauen und Kinder. Anfang 1942 überwachte er eine großangelegte Aktion, in der alle „unerwünschten Elemente“ zusammengefasst werden sollten – dazu zählten Juden und Zigeuner.

Hans Schmidt, 51

(Dachauer Prozesse)

Schmidt war drei Jahre lang Adjutant im KZ Buchenwald. In Abwesenheit des Kommandanten war Schmidt dessen Vertreter. Er hatte sämtliche Hinrichtungen von Lagerinsassen unter sich, darunter mehrere hundert Kriegsgefangene, die von einer Sondereinheit umgebracht wurden: die nichtsahnenden Opfer wurden in einer vermeintlichen Lazarett-Apotheke gegen eine Wand gestellt, scheinbar um ihre Größe zu messen und dann mit einer in der Wand verborgenen, starken Luftpistole in den Kopf geschossen.

Otto Ohlendorl, 44

(Einsatzgruppen-Prozess)

Ohlendorf, ab 1936 Wirtschaftsberater im Sicher-heitsdienst des Reichsführers SS, führte von Juli 1941 bis Juli 1942 als SS-Brigadeführer die Einsatzgruppe D in Rußland, die in dieser Zeit 90.000 Menschen umbrachte, zunächst in Massenerschießungen – als diese zu psychischen Problemen in den Kommandos führten, in Vergasungswagen. Den Opfern wurde gesagt, sie würden umgesiedelt. Sie bestiegen die LKWs, in die die Abgase eingeleitet wurden. Ohlendorf bestritt die Tötungen nie, berief sich in der Verteidigung darauf, er habe auf „höheren Befehl“ gehandelt.

Georg Schallermair, 56

(Dachauer Prozesse)

Schallermair war als Führer eines Rollkommandos direkt für die Gefangenen in Mühldorf (dem Pendant zu dem KZ-Kommando Kaufering/Landsberg) verantwortlich. Er selbst schlug viele Gefangene derart, dass sie an den Folgen seiner Misshandlungen starben. Von 300 Menschen, die im Herbst 1944 in das Lager gebracht wurden, waren nach vier Monaten nur 72 am Leben. Täglich besuchte Schallermair mit einem gefangenen Zahnarzt das Leichenhaus des Kommandos, um den Toten die Goldzähne herauszubrechen.

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