Absage der Gedenkveranstaltung anläßlich der Befreiung des KZ-Lagerkomplexes Kaufering auf der Europäischen Holocaustgedenkstätte im Mai 2021

Letztes Jahr musste die Europäische Holocaustgedenkstätte Stiftung schweren Herzens die geplante zentrale Gedenkveranstaltung wegen des Corona-Virus (COVID-19) absagen. Wir haben gehofft, die als Tag der Erinnerung und der Begegnung zwischen den Überlebenden, den Nachkommen der ersten und zweiten Generation und der örtlichen Bevölkerung geplante Veranstaltung zum 76 Jahrestag der Befreiung des Lagerkomplexes Kaufering nachholen zu können.

Da in den letzten Jahren die kommunalen Gedenkakte zum 27. April in Landsberg ausschließlich an Arbeitstagen, während der Arbeitszeit und in „geschlossener“ Gesellschaft ohne weitreichende Einbeziehung der Bevölkerung stattfanden, wollten wir der gesamten interessierten Bevölkerung eine Möglichkeit der Teilnahme und Mitwirkung geben.

Leider befinden wir uns ein Jahr später mitten in der dritten Welle einer weltweiten Pandemie mit bedrohlich steigenden Inzidenzwerten. Eine Gedenkveranstaltung für alle Bürger:innen zum 76. Jahrestag der Befreiung des KZ-Lagerkomplexes Kaufering auf der Europäischen Holocaustgedenkstätte kann daher zu unserem großen Bedauern auch in diesem Jahr nicht stattfinden. Die Europäische Holocaustgedenkstätte Stiftung hofft in dieser schwierigen und außergewöhnlichen Situation auf Ihr Verständnis.

Die derzeit üblichen digitalen Gedenkakte können Gedenkveranstaltungen mit persönlichen Begegnungen zwischen Überlebenden, Nachkommen der ersten und zweiten Generation und örtlicher Bevölkerung nicht ersetzen. Wir werden die durch die Pandemie bedingten digitalen Gedenkakte nicht noch durch einen eigenen weiteren ritualisierten Gedenkakt vermehren.

Schmerzhaft mussten Gedenkstätten im vergangen Jahr erfahren, dass sie zusammen mit vielen anderen kulturellen Einrichtungen, Institutionen und engagierten Bürger:innen nicht als systemrelevant gelten. Gleichzeitig wird jedoch erwartet, dass die tägliche internationale Erinnerungsarbeit trotz fehlender Ressourcen auf höchstem Niveau und in professioneller Art fortgesetzt wird. Wie lange die Europäische Holocaustgedenkstätte Stiftung diesen hohen Standard unter den derzeitig vorherrschenden Verhältnissen noch halten kann, wissen wir nicht.

Die Gedenkstätte selbst muss aufgrund behördlicher Auflagen noch immer für Besuchergruppen geschlossen bleiben. Brauchbare Hygiene-Konzepte können wir aufgrund der seit Jahren angemahnten und noch immer fehlenden sanitären Anlagen nicht erstellen. Wann auf dem ehemaligen KZ-Lager Kaufering VII wieder Führungen angeboten werden können, wird unter anderem auch davon abhängen, wann auch dem ehrenamtlichen Engagement an Gedenkstätten ein Impfangebot gemacht werden kann. Die Sicherheit und Gesundheit unserer Besucher:innen sowie unserer Mitarbeiter:innen steht an erster Stelle. Wir wollen keinesfalls einer schnelleren und weiteren Ausbreitung des Corona-Virus Vorschub leisten.

Wir bitten um Ihre Geduld und Ihr Verständnis. Bitte geben Sie auf sich acht und bleiben Sie gesund!

Manfred Deiler
Präsident
Europäische Holocaustgedenkstätte Stiftung